Die Ostsächsische Sparkasse Dresden, im Besitz des Bildes „Verlassen“ und weiterer Fotografien aus der Serie „Farben des Verfalls“, wählt dieses Foto für den Katalog „Kunstbilanz“ aus. Prof. Harald Marx, langjähriger Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, schreibt dazu den Text.
Burkhard Schade wird als Fotograf magisch angezogen von verlassenen Räumen: Die Menschen sind gegangen, die sie einstmals geschaffen, bewohnt und mit Leben erfüllt haben, aber diese architektonischen Strukturen, die er zeigt, sind als oftmals rätselhafte Spuren ihres Seins geblieben. Das Foto im Besitz der Ostsächsischen Sparkasse Dresden steht für eine ganze Reihe solcher Aufnahmen, die einerseits klar gebaut sind – und andererseits geheimnisvoll bleiben. Bildparallel staffelt sich der Raum in die Tiefe, die Farben an den Wänden überlagern sich und blättern ab, von den Seiten fällt kühles Tageslicht herein, Schatten markieren abwechselnd mit diesem Licht die zentrale Perspektive, einen Durchblick bis zum fernen Hintergrund; der leuchtet warm, als würde er Erleuchtung, Erkenntnis und Erlösung versprechen. Ein geradezu sakraler Ort – an dem man vielleicht sogar den Altar einer uns unbekannten Religion vermuten möchte. Oder aber, man könnte auch meinen, in einem geheimnisvollen und verwunschenen Theater zu sitzen – und auf eine scheinbar noch leere Bühne mit ihren von den Seiten herein geschobenen Kulissen zu schauen. Aber aus diesen Kulissen werden nicht die Schauspieler kommen: Es ist die Zeit, die hier schon längst erschienen ist, als Ahnung einer unausweichlichen Vergänglichkeit. Nichts bleibt wie es ist; aber wie bei den Vanitas-Stillleben des Barocks erleben und empfinden wir auf den Fotos von Burkhard Schade auch die Schönheit des Verfalls.
Harald Marx
2013